Warum eine „Auszeit“ dein Kind nicht dazu bringt, sein Verhalten auf Dauer zu ändern…

Die Methode der Auszeit oder auch „Time Out“ wurde ursprünglich zur Steuerung tierischen Verhaltens vom amerikanischen Psychologen und Vertreter des Behaviorismus B.F. Skinner eingesetzt.

In den Medien und in zahlreichen Büchern wurde sie schließlich auch von Erziehungsexperten zur Veränderung unerwünschten Verhaltens von Kindern empfohlen. Und leider findet sie auch heute noch im Erziehungsalltag vieler Familien Anwendung.

Vielleicht erstmal zur Erklärung:

Das „Time-Out“ ist eine Form von Liebesentzug, die Eltern häufig benutzen, wenn ein Konflikt unlösbar erscheint und feststeckt. Dabei wird das Kind gegen seinen Willen in einen anderen Raum gebracht. Das Ziel dahinter ist, dass sich die Konfliktparteien beruhigen und das Kind über sein Fehlverhalten nachdenkt und es zukünftig unterlässt.

Was aber ist nun so problematisch daran?

Nun, das erste Problem der Methode ist, dass sie dem Kind allein die Schuld für den Konflikt gibt, denn es muss den Raum verlassen und soll über sein Fehlverhalten nachdenken. Wir wissen aber inzwischen, dass gerade bei Konflikten zwischen Eltern und Kind immer die Eltern hauptverantwortlich sind. Insofern ist es unverantwortlich, sein Kind in „Isolation“ zu schicken und ihm so zu signalisieren „Es ist deine Schuld“.

Darüber hinaus höre ich immer wieder von Eltern, dass die Methode doch funktioniert, doch diesem vermeintlichen Erfolg liegt ein großer Trugschluss zu Grunde!

Die Auszeit funktioniert nicht, weil Kinder verstehen oder gar darüber nachdenken, welche Auswirkungen ihr Verhalten auf andere Menschen hat, sondern sie funktioniert, weil das Kind ANGST hat! Allenfalls denkt es darüber nach, wie gemein seine Eltern sind und wie es sich rächen kann.

Vor allem aber wird jedes Kind, das jemals in der Situation der sogenannten „Auszeit“ und mit der damit zusammenhängenden Angst konfrontiert war, alles dafür tun, nicht nochmal dem Verlust der elterlichen Liebe ausgesetzt zu sein.

Das was hier greift ist also die fundamentale Bedrohung des Verlassenwerdens oder der Trennung (evolutionsbiologisch ein sicheres Zeichen für den Tod).

Gerade für kleine Kinder ist die Situation besonders schlimm, weil sie aufgrund noch nicht vorhandener Zeiteinschätzung nicht wissen und einschätzen können, ob und wann die Trennung vorbei ist und auch nicht erkennen können, dass die Gefühle ihrer Eltern nur vorübergehend sind.

Die Folgen dieser Methode sind:

Ein geringes Selbstwertgefühl

Das Kind denkt sich, dass es schlecht und wertlos ist, wenn es die Liebe seiner Eltern entzogen bekommt. Es denkt darüber nach, was mit ihm nicht in Ordnung ist und wird zunehmend unsicher, weil es aus Angst vor erneutem Liebesentzug seine Bedürfnisse und Emotionen unterdrückt.

Emotional schlechte Gesundheit

Durch das Unterdrücken seiner Gefühle und Bedürfnisse aus Angst vor erneutem Liebesentzug seiner Eltern verkümmern viele Kinder auf emotionaler Ebene. Eine andere Umgehensweise ist, dass sie ihre unerwünschten Emotionen, also z.B. Wut, Zorn, Angst in den Körper leiten und krank werden.

Erhöhte Gefahr straffällig zu werden

Nachdem Kinder in einer Auszeit nicht die Chance haben, darüber nachzudenken, wie es anderen Menschen mit ihrem Verhalten geht und was das für Auswirkungen hat, sondern stattdessen nur mit Liebesentzug konfrontiert werden, „härten“ sie sozusagen ab und ihr Einfühlungsvermögen verkümmert. Dadurch wird es ihnen egal, anderen Leid zuzufügen und sie fürchten sich auch nicht vor Strafen, weil sie die heftigste (Liebesentzug) eh kennen.

Wenn du das alles für dein Kind nicht willst, hier ein erster Tipp für eine Alternative zum „Time Out“:

Auszeit ohne Wegsperren:

Wenn das nächste Mal ein destruktiver Konflikt auftritt, der scheinbar feststeckt, weil du und dein Kind keinen Ausweg finden können, nimm dein Kind mit und wechselt gemeinsam den Raum. Das kann manchmal insofern zu einer Entlastung führen, als dass ihr euch ein Stück bewegt habt und Bewegung bei heftigen Emotionen wie Wut und Aggression immer gut ist, um die Emotion aus dem Körper zu bringen. Zum anderen unterstützt euch auch das Verlassen aus der Situation, in der vielleicht noch die Gegenstände sind, über die gestritten wurde und macht den Blick klarer.

Setzt euch auf diesem „neutralen“ Boden gemeinsam hin und denkt über die negativen Dinge nach. Oft finden die Kinder sogar zuerst eine kreative Lösung.

Ich hoffe, Dir hat mein Artikel gefallen! Besonders ans Herz legen möchte ich Dir meine Artikel zu den Themen Wut und Aggression, Konflikte und Schulprobleme.

Wenn Du Unterstützung bei Erziehungsproblemen suchst, schau Dir mein Angebot an. Egal ob Trotzphase, Pubertät, Schulprobleme, … ich biete Live-Coaching, eMail-Coaching und eMail-Kurse als Hilfestellung an. Die eMail-Kurse zu den Themen „Trotzphase“ und „Hilfe- mein Kind will nicht hören“ sind besonders beliebt.

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Deine Heike

Heike Podek | Erziehungswissenschaftlerin, Coach und Gründerin von beziehungsorientiert.at

Ich glaube, dass Erziehung ohne den Einsatz von Angst und Macht funktionieren kann. Ich will ich einen beziehungsorientierten Umgang mit meiner Familie leben, in der sowohl die Bedürfnisse unserer Kinder, als auch unsere elterlichen Bedürfnisse Platz und Raum haben.

Heike Podek | Erziehungswissenschaflerin, Coach und Gründerin von beziehungsorientiert.at

Ich glaube, dass Erziehung ohne den Einsatz von Angst und Macht funktionieren kann. Ich will ich einen beziehungsorientierten Umgang mit meiner Familie leben, in der sowohl die Bedürfnisse unserer Kinder, als auch unsere elterlichen Bedürfnisse Platz und Raum haben.