Magª Heike Podek in der Fratz & Co 08/2017 zum Thema: „Mobbing“

Der 13 jährige J. legt sich auf die Bahngleise und nimmt sich auf dieses Weise das Leben. Grund dafür: Der Bursche wurde von seinen Mitschülern gemobbt und war schlussendlich so verzweifelt, dass er diesem Druck nicht mehr standhalten konnte.

Dieser Fall ereignete sich 2010 in Kärnten. Die Mutter des Jugendlichen berichtete später in mehreren Interviews von Beschimpfungen und Ängsten, denen ihr Sohn ausgesetzt war, von Beleidigungen in der Schule, am Handy und im Internet – für alle sichtbar…

Eigentlich sollte die Schule ein Ort sein, an dem man sich wohlfühlt.

Leider gilt das nicht für alle Schüler. Manchen geht es schon am Wochenende oder in der Früh schlecht wenn sie an die nächste Schulstunde denken. Der Grund hierfür sind nicht etwa schlechte Noten, oftmals werden einzelne Schüler von ihren Klassenkameraden zunächst immer mal wieder gehänselt und dann massiv schikaniert. Meist stehen sie dann ganz alleine da, weil ihnen niemand hilft. Andere Kinder trauen sich nicht einzuschreiten und Lehrer merken oft nichts von diesen Vorgängen oder wollen sich nicht einmischen.

Mobbing ist nicht einfach Schwierigkeiten mit Klassenkameraden zu haben oder in der Schule gehänselt zu werden oder die Schultasche versteckt zu bekommen. Mobbing ist ein ernstes Problem und kann im schlimmsten Fall zum Suizid führen, weil die Kinder dem Druck und der sozialen Ausgrenzung nicht mehr standhalten. Es kann zu psychischen Erkrankungen mit Dauerfolgen führen oder im gelinderen Fall ihre Entwicklung und das ganze Leben beeinträchtigen.

Deshalb ist es wichtig, dass Eltern erste Anzeichen frühzeitig erkennen und ihrem Kind Strategien an die Hand geben, um Mobbing keine Chance zu geben.

Was ist eigentlich Mobbing?

Mobbing kommt vom englischen „mob“ für Meute, randalierender Haufen; „to mob“ heißt pöbeln. Aber nicht jede Streiterei, Ungerechtigkeit oder Hänselei ist Mobbing. Der Begriff „Mobbing“ bezeichnet vielmehr eine Art Psychoterror, also ein Prozess systematischer Ausgrenzung und Erniedrigung eines anderen Menschen, der in einer gewissen Regelmäßigkeit, also mindestens einmal pro Woche über eine bestimmte Dauer, mindestens ein halbes Jahr erfolgt.

Dabei werden verschiedene Arten des Mobbings unterschieden:

Körperliches Mobbing: Hierunter fallen gewalttätige Handlungen, wie Hauen, Schlagen, Bein stellen bis hin zu Verprügeln, aber auch Diebstahl oder Beschädigung von Gegenständen des Opfers , Schulsachen verstecken,  Erpressung usw..

Verbales Mobbing: Das Opfer wird durch gemeine Bemerkungen, Spott, ungerechtfertigte Anschuldigungen, Beleidigungen oder Lästern hinterm Rücken in einer gut hörbaren Lautstärke unter Druck gesetzt.

Stummes Mobbing: Hier wird das Opfer bewusst durch Ignorieren links liegen gelassen und aktiv aus der Gemeinschaft ausgeschlossen.

Cybermobbing: Dabei werden unterschiedliche Internet- und Handydienste verwendet, wie z.B. email, Instant messaging, Chatrooms, Diskussionsforen, soziale Netzwerke, Foto- und Videoplattformen, Blogs u.ä., um so das Opfer bloßzustellen.

Die Ursachen des Schulmobbings, das sich übrigens in fast allen Schultypen gleichermaßen findet,  sind vielfältig. In der Regel liegen Konflikte zugrunde, die unterschiedliche Auslöser haben können: Überforderung, Unterforderung, überzogenes Leistungsverhalten, Identifikationsverluste, gestörtes Klima an der Schule/in der Klasse.
Wirksam ist Mobbing gerade auch dadurch, dass die Opfer das „Problem“ erst einmal bei sich selbst suchen und dies über längere Zeit. Im überwiegenden Teil der Fälle sprechen Kinder und Jugendliche weder mit Eltern noch mit Lehrern über das Problem. Die Opfer haben Angst als Verräter und Petzer dazustehen und dann noch mehr Druck ausgesetzt zu sein.
Laut internationalen Studien wissen 50% der Eltern nichts von den Mobbing Attacken, denen ihr Kind ausgesetzt ist.Betroffen sind vor allem eher die schüchternen Kinder und Jugendlichen mit wenig Selbstvertrauen. Als besonders gefährdete Personen gelten SchülerInnen, die sich durch ein oder mehrere Merkmale von der Klasse abheben, z.B. durch eine Behinderung, die Sprache, einen anderen Sozialstatus, äußere Auffälligkeiten wie Kleidung, Haare und Verhalten. Auch die besonders Engagierten und Leistungsorientierten sowie die eher Introvertierten gehören häufig dazu.

Fatal wirken sich die Folgen auf die gesamte Persönlichkeit aus. So führt Mobbing in den meisten Fällen zu einem starken Verlust des Selbstvertrauens, zu Schlafstörungen, Konzentrationsproblemen, Leistungsabfällen und Lernunlust. Durch die wahrgenommene Isolierung und Einsamkeit entwickeln sich oftmals depressive Tendenzen und Passivität. Experten schätzen, dass etwa 20 % der jährlichen Selbstmordfälle durch Mobbing ausgelöst werden.

Mobbing in der Schule kann also sehr negative Folgen für den weiteren Lebensweg der betroffenen SchülerInnen haben. Gerade deshalb, ist es so wichtig, dass Eltern und LehrerInnen erste Symptome wahrnehmen und erkennen. Da Kinder und Jugendliche für psychische Belastungen oft keine Sprache besitzen, reagieren sie auf Stress und psychische Belastung mit körperlichen Beschwerden.

Sie sollten aufmerksam werden, wenn:

  • Ihr Kind immer häufiger nicht zur Schule gehen will
  • Es häufig, über Kopfweh, Übelkeit, Bauchweh oder Appetitlosigkeit klagt
  • Ihr Kind Albträume hat
  • Es keinen Kontakt mehr zu Schulkameraden hat
  • Ihr Kind ungern am Sportunterricht teilnimmt
  • Seine Schulleistungen deutlich abfallen
  • Es mit Verletzungen heim kommt
  • Ihr Kind immer weniger aus der Schule erzählt
  • Es sich im häuslichen Umfeld isoliert

6 Tipps, was Sie als Eltern tun können, um ihr Kind schützen oder Mobbing zu verhindern!

1.) Medienerziehung

Verbieten von Handy und Internet macht wenig Sinn, denn die neuen Medien sind Bestandteil des Lebens im 21. Jahrhundert – daher ist Medienerziehung und Aufklärung angesagt. Kinder müssen früh lernen, wie sie mit den neuen Medien umgehen. Gerade weil durch Handys und soziale Netzwerke Mobbing aus der Schule hinausgetragen wird und so noch weniger Rückzugsmöglichkeiten für die Opfer entsteht, ist es wichtig, Kinder darauf aufmerksam zu machen, was sie beim anderen damit anrichten können und welche Konsequenzen es haben kann. Eltern sollten zudem vermitteln, wie groß das Publikum im Internet ist. Die Beleidigungen, Bilder oder Videos bleiben sehr lange im Internet weil es schwierig ist, Einträge aus Facebook oder anderen sozialen Netzwerken wieder löschen zu lassen.

2.) Stärkung des Selbstvetrauens

Die Stärkung des Selbstvertrauens ist ein ganz wichtiger Punkt, um Mobbing vorzubeugen und kann bei Kindern schon in einem sehr frühen Alter beginnen. Hier geht es vor allem darum, das Kind dabei zu unterstützen, ein gutes und sicheres Gefühl für sich selbst zu bekommen, so dass vermeintliche Beleidigungen gar nicht erst die vom Täter beabsichtigte Wirkung erzielen. Eine Möglichkeit, wie sie von Anfang an, ihr Kind dabei unterstützen können, ist es nach seiner eigenen Meinung zu fragen. Es bringt ihnen beispielsweise ein Bild vom Kindergarten mit nach Hause. Anstatt wie üblich ihrem Kind zu sagen, wie schön es das gemalt hat, könnten sie ihr Kind fragen, wie ihm selbst das Bild gefällt, etwa so: „Oh, du hast ein Bild gemalt. Das ist aber richtig bunt. Wie gefällt es dir?“ Auf diese Weise können sie ihr Kind in vielen Bereichen seines Lebens unterstützen, eine eigene Einschätzung von sich, seinen Leistungen und seiner Meinung zu gewinnen, anstatt es abhängig zu  machen, vom Lob oder der Kritik seines Gegenübers und auf diese Weise seinen Selbstwert und sein Selbstvertrauen massiv stärken.

3.) Freunde/ Gruppen

Wie bereits erwähnt sind die Opfer von Mobbing häufig Kinder, die schüchtern sind oder sich durch bestimmte Merkmale von anderen unterscheiden, nicht selten auch Einzelgänger. Aus Angst vor dem Täter kommt diesen Kindern oft niemand zu Hilfe und unterstützt sie. Der beste Schutz aber gegen Mobbing, aber bieten Freunde und zwar im besten Fall eine Gruppe. Diese bietet dem Kind einen starken Rückhalt, weil sie gemeinsam gegenüber dem Täter stark sein können. Fördern sie also von Anfang an den Kontakt zu anderen Kindern, indem sie Freunde einladen, ihr Kind bei bestimmten Gruppen teilhaben lassen oder in einem Sportverein anmelden. Neben dem Effekt den die Gruppe an sich bietet, lernen Kinder in der Gruppe auch den Umgang mit Konflikten und erwerben viel soziale Kompetenz.

4.) Grenzen setzen

Viele Eltern kommen in Versuchung mit dem/der TäterIn zu sprechen, um das Mobbing zu beenden. Bitte lassen sie das in jedem Fall,  denn das zeigt den Mobbern, dass ihr Kind sich nicht wehren kann. Sie schwächen damit die Position ihres Kindes noch mehr.

Versuchen sie auch nie mit den Eltern des/der TäterIn zu sprechen, denn die meisten Eltern schützen ihr Kind und billigen so indirekt oder direkt sein Verhalten. Selbst wenn sie es bestrafen, wirkt sich das in aller Regel negativ auf das Opfer aus.

Wichtig ist an dieser Stelle zu erwähnen, dass man als Elternteil eines Mobbingopfers die MitschülerInnen nicht wirklich zu einer Verhaltensänderung „erziehen“ kann, sondern es ist nur möglich Grenzen zu setzen. Machen sie also der Schule, als auch ihrem Kind ganz klar deutliche, dass sie nicht bereit sind, Mobbing in welcher Form auch immer zu akzeptieren.

5.) Zusammenarbeit mit Schule und LehrerInnen

Der Kontakt zur Schule und zu den einzelnen LehrerInnen sollte von Eltern grundsätzlich in Form von Elternsprechtagen u.ä. genutzt werden auch weil so eine gute (Gesprächs-) Basis für eventuell auftretende Probleme gelegt werden kann. Wenn es zu einem Vorfall kommt, kontaktieren sie die/den LehrerIn ihres Kindes und schildern sie den Vorfall aus ihrer Sicht sachlich und ohne Schuldzuweisungen. Machen sie klar, dass sie Mobbing nicht akzeptieren werden und erarbeiten sie mit der/dem LehreIn gemeinsam konkrete Strategien, wie damit umgegangen wird und wie die einzelnen Schritte überprüft werden können.

6.) Strategien entwickeln

Viele Opfer schämen sind, dass sie gemobbt werden und leiden still vor sich hin. Wichtig ist, aber dass sie sich an eine Person wenden, die ihnen helfen kann. Sie sollte so stark sein, dass sie nicht aufgibt, bis jemand zuhört und etwas gegen das Mobbing unternommen wird. Sowohl Opfer auch als Täter sollten aktiv in den Lösungsprozess einbezogen werden.

Es ist wichtig, das Eltern die Warnsignale von Mobbing kennen und  ihr Kind ernst nehmen, wenn es sich oft krank fühlt, nicht mehr in die Schule gehen will, Schulsachen wiederholt fehlen oder beschädigt heim gebracht werden. Als nächstes sollten sie die Schule bei einem Mobbing Verdacht sofort informieren und einfordern, dass gehandelt wird.

In einigen Fällen kann es sinnvoll sein, zusätzlich professionelle Hilfe für ihr Kind zu suchen, in der individuelle Lösungswege erarbeitet werden können. Besonders hilfreich sind in diesem Fall Beratungsstellen, die sich auf das Thema Mobbing spezialisiert haben.

Ich hoffe, Dir hat mein Artikel gefallen! Besonders ans Herz legen möchte ich Dir meine Artikel zu den Themen Wut und Aggression, Konflikte und Schulprobleme.

Wenn Du Unterstützung bei Erziehungsproblemen suchst, schau Dir mein Angebot an. Egal ob Trotzphase, Pubertät, Schulprobleme, … ich biete Live-Coaching, eMail-Coaching und eMail-Kurse als Hilfestellung an. Die eMail-Kurse zu den Themen „Trotzphase“ und „Hilfe- mein Kind will nicht hören“ sind besonders beliebt.

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Deine Heike

Heike Podek | Erziehungswissenschaftlerin, Coach und Gründerin von beziehungsorientiert.at

Ich glaube, dass Erziehung ohne den Einsatz von Angst und Macht funktionieren kann. Ich will ich einen beziehungsorientierten Umgang mit meiner Familie leben, in der sowohl die Bedürfnisse unserer Kinder, als auch unsere elterlichen Bedürfnisse Platz und Raum haben.

Heike Podek | Erziehungswissenschaflerin, Coach und Gründerin von beziehungsorientiert.at

Ich glaube, dass Erziehung ohne den Einsatz von Angst und Macht funktionieren kann. Ich will ich einen beziehungsorientierten Umgang mit meiner Familie leben, in der sowohl die Bedürfnisse unserer Kinder, als auch unsere elterlichen Bedürfnisse Platz und Raum haben.