Lügen haben kurze Beine….

… aber warum gibt es dann große Erwachsene?

Immer wieder werde ich von Eltern aber auch von Erziehern aus dem Kindergarten sowie von Lehrern mit dem „Problem“ konfrontiert, dass die Kinder lügen und die Erwachsenen wollen wissen, was sie dagegen tun können bzw. wie sie dem Kind vermitteln können, dass das nicht in Ordnung ist.

Schon länger überlege ich also mal was zum Thema Lügen zu schreiben…

Ehrlichkeit ist den meisten Eltern in der Beziehung zu ihren Kindern sehr wichtig und sie bemühen sich diesen Wert zu vermitteln und weiterzugeben .

Wie aber schaut es bei uns Erwachsenen eigentlich aus. Ist es o.k., Kinder anzulügen?

Die meisten Eltern würden diese Frage spontan wohl mit „NEIN“ beantworten, aber wie handhaben wir das eigentlich wirklich mit der Wahrheit und den Lügen?

Im Alltag, bei Freunden, auf dem Spielplatz und auch bei der Arbeit beobachte ich immer wieder Situationen, in denen Eltern ihren Kindern nicht die Wahrheit sagen. Das tun sie insbesondere aus folgenden Gründen:

Lügen aus sogenannten „Erziehungszwecken“

Hierunter fallen alle Formen von Lügen, die das Kind motivieren sollen, Dinge zu tun, die es nicht will oder Dinge zu unterlassen, die wir nicht wollen, also alles, was dazu führt, unsere Erziehungsziele durchzuboxen.

Beispiele hierfür sind:

Wir möchten das unser Kind etwas gesundes isst und wir lügen es mit der Aussage an: „Wenn du Gemüse isst, wirst du groß und stark.“

Anstatt unserem Kind zu sagen, dass uns das Schielen oder Popeln stört und wir das nicht wollen, lügen wir: „Wenn du schielst, bleiben deine Augen stehen.“ oder „Wenn du popelst, bleibt der Finger irgendwann stecken.“

„Vom Fernsehen bekommst du viereckige Augen.“ lügen wir, wenn wir unser Kind dazu motivieren wollen, nicht zu viel vor der Flimmerkiste zu sitzen.

Dabei scheuen viele Eltern auch nicht, mit Drohungen und Angst zu arbeiten und lügen ihre Kinder an: „Wenn du jetzt nicht kommst, dann musst du alleine zu Hause bleiben.“ „ Wenn du weiter bockst, lasse ich dich hier.“ „ Wenn du deine Zähne nicht ordentlich putzt, fallen sie aus.“

Lügen, um Stress und Konflikte zu vermeiden.

Wir wollen unserem Kind das Spielzeug, was es haben möchte nicht kaufen und lügen vor „Ich habe kein Geld dabei.“ oder „Der Laden hat schon zu.“

Das Kind hat sich einen Splitter eingezogen und wir lügen beim Rausmachen: „Ach komm, das tut überhaupt nicht weh:“

„Heute kommt deine Lieblingsserie nicht.“ Weil wir vermeiden wollen, dass unser Kind auszuckt, wenn wir ihm sagen, dass wir heute nicht wollen, dass es Fern schaut.

In alle diesen Beispielen wird deutlich, wie ambivalent unser Verhältnis zum Thema Lügen eigentlich ist: einerseits gilt es als falsch, andererseits sind bestimmte Lügen gesellschaftlich anerkannt. Wenn Erwachsene die Kritzelzeichnungn ihres Kindes loben oder ihren Kindern sagen, dass die Freundin heute leider keine Zeit hat, tun sie das meist um Enttäuschung zu verhindern und nicht anzuecken.

Kinder erkennen diese Muster schon früh und es ist wissenschaftlich nachgewiesen, dass sich das Lügen der Eltern unmittelbar auf das Verhalten von Kindern auswirkt: So begannen Kinder, die festgestellt hatten, dass man sie belogen hatte, in der Folge prompt selbst, die Unwahrheit zu sagen. Man kann daraus schließen, dass Kinder es als eine Art von Legitimation wahrnehmen, wenn sie ihre Eltern oder andere Bezugspersonen beim Lügen ertappen. Schwierig wird es vor allem dann, wenn sie von den Eltern zu Komplizen gemacht werden. Wenn ein Kind die Lügen seiner Eltern decken muss („Mama ist nicht da …“), dann steht das im direkten Widerspruch zu dem, was sonst gilt und verunsichert Kinder extrem.

Was kann ich also als Elternteil tun?

Letztendlich lässt sich diese Frage ganz einfach beantworten: Sei ehrlich zu deinem Kind!

Das gelingt am besten, indem du dich damit auseinandersetzt, was dir wichtig ist und warum. Dann brauchst du in den meisten Erziehungssituationen deinem Kind keine Lügen aufzutischen, sondern kannst ihm kurz und klar erklären, was du willst, z.B.: „Ich will, dass du deine Zähne putzt / ein bisschen Gemüse isst, weil mir deine Gesundheit wichtig ist.“

Anstatt mit Angst vorm Alleine sein/ bleiben zu arbeiten, kannst du sagen: „Beeil dich bitte, ich will los gehen/ nach Hause gehen und es nervt mich, dass du so rumtrödelst.“

Ich halte es gerade in möglichen Konfliktsituationen für wichtig, das Kind uns sich selbst damit zu konfrontieren und sowohl seinem Kind als auch sich selbst zuzutrauen, mit dem Konflikt umzugehen. Das heißt also konkret zu sagen: „ Ich will heute nicht, dass du deine Lieblingsserie schaust, weil…“ und mit dem berechtigten Frust und Ärger des Kindes umzugehen.

Neben allen genannten Beispielen gibt es eine Grauzone von „Lügen“, über die sich jede Familie selbst Gedanken machen muss, wie sie damit umgehen will und damit meine ich alle „Lügen“ rund um das Thema Christkind und Osterhase, bestimmte Märchen und Geschichten u.ä..

Ich hoffe, Dir hat mein Artikel gefallen! Besonders ans Herz legen möchte ich Dir meine Artikel zu den Themen Wut und Aggression, Konflikte und Schulprobleme.

Wenn Du Unterstützung bei Erziehungsproblemen suchst, schau Dir mein Angebot an. Egal ob Trotzphase, Pubertät, Schulprobleme, … ich biete Live-Coaching, eMail-Coaching und eMail-Kurse als Hilfestellung an. Die eMail-Kurse zu den Themen „Trotzphase“ und „Hilfe- mein Kind will nicht hören“ sind besonders beliebt.

Du kannst mir natürlich auch direkt schreiben und ich freue mich auch über Feedback zu meinem Artikel!

Deine Heike

 

Heike Podek | Erziehungswissenschaftlerin, Coach und Gründerin von beziehungsorientiert.at

Ich glaube, dass Erziehung ohne den Einsatz von Angst und Macht funktionieren kann. Ich will ich einen beziehungsorientierten Umgang mit meiner Familie leben, in der sowohl die Bedürfnisse unserer Kinder, als auch unsere elterlichen Bedürfnisse Platz und Raum haben.

Heike Podek | Erziehungswissenschaflerin, Coach und Gründerin von beziehungsorientiert.at

Ich glaube, dass Erziehung ohne den Einsatz von Angst und Macht funktionieren kann. Ich will ich einen beziehungsorientierten Umgang mit meiner Familie leben, in der sowohl die Bedürfnisse unserer Kinder, als auch unsere elterlichen Bedürfnisse Platz und Raum haben.