„Brav“ oder „schlimm“ – hört endlich auf damit!!!

Immer wieder werde ich im Arbeitsalltag damit konfrontiert, dass Eltern ihre Kinder in die Kategorie „BRAV“ oder „SCHLIMM“ einteilen. Und auch privat erlebe ich zunehmend, dass unser Kind z.B. in Kindergarten und bei Sportangeboten als „brav“ oder „schlimm“ bezeichnet wird. Dort heißt es dann: „Sie hat heute wirklich brav gegessen.“ Oder „Sie hat so brav geschlafen“, aber auch direkt an sie, kommen Sätze wie: „Toll, da hast du aber brav mitgemacht.“

Ich frage mich bei solchen Aussagen immer wieder: Was bedeutet das eigentlich? Was heißt es, wenn ein Kind „brav“ gegessen hat? Hat es viel gegessen oder wenig? Hat es sich etwa nicht angepatzt? Ist es ruhig sitzen geblieben?

Und wie sieht es mit dem Schlafen aus? Was heißt es, wenn mir gesagt wird, dass unsere Tochter „brav“ geschlafen hat? Hat sie dann lange geschlafen? Ist sie schnell eingeschlafen? Und hieße es im Umkehrschluss, dass sie schlimm war, wenn sie nicht müde war und nicht schlafen konnte?

Witzigerweise konnte mir bislang kaum einer meine Fragen wirklich gut beantworten. Eher reagieren die Erwachsenen verwirrt, wenn ich diese Fragen stelle oder sagen etwas wie: „Das ist doch eh klar!“ „Na, wenn’s klar ist, dann könnt ihr es mir doch auch leicht beantworten, oder?“

„Brav“ und „schlimm“ sind Bewertungen

Klassischerweise stellt die Kategorisierung unserer Kinder in „brav“ oder „schlimm“ eine Bewertung ihres Verhaltens von einem Erwachsenen dar, was diesen wiederum in eine Machtposition versetzt, die für eine liebvolle und authentische Eltern-Kind Beziehung nicht förderlich ist.

Brave Kinder in diesem Zusammenhang, sind gehorsam, angepasst und entsprechen den Ansprüchen ihrer Eltern und Pädagogen.

Schlimme Kinder hingegen sind ungehorsam, unartig und folgen nicht.

Hier wird schnell deutlich, dass bei einer solchen Bewertung der Fokus lediglich auf dem Verhalten des Kindes liegt. Die Wünsche und Bedürfnisse, vor allem aber die Gefühle des Kindes bleiben dabei völlig außen vor. Kinder erleben sich auf diese Art und Weise nicht als wertvoll und entwickeln ein schädliches Selbstbild.

Tipps:

Schluss mit den Bewertungen

Hör auf, das Verhalten deines Kindes zu bewerten und in „brav“ oder „schlimm“ einzuteilen.

Geh lieber in Beziehung mit deinem Kind, indem du deine Sprache veränderst. Anstatt zu sagen, „Du bist schlimm“, sag lieber „Mich stört es, wen du xy machst.“ Oder anstatt zu sagen „Heute warst du brav“ sag lieber „Es hat mir gut gefallen, dass du xy gemacht hast.“

Werde konkret, in dem, was dich stört oder was dir gefällt

Die Aussagen „Du bist brav/ schlimm“ bewerten das Kind auf ganzer Linie, d.h. auf seiner sogenannten Identitätsebene. Bei den Kleinen löst das Verwirrung aus, weil sie nicht einordnen können, was sie in den Augen ihrer Eltern/ Pädagogen richtig/ falsch gemacht haben.

Um dein Kind bestmöglich zu unterstützen, fang also an, die eine konkrete und persönliche Sprache anzugewöhnen.

Wenn Pädagogen / Großeltern unser Kind bewerten

Was aber können wir tun, wenn die Pädagogin im Kindergarten oder die Oma unser Kind bewertet und uns etwas, wie oben beschriebenes sagt: „Heute war xy aber sehr brav.“

In einem solchen Fall kannst du deinem Kind einfach sagen: Die Oma/ Pädagogin hat mir gesagt, dass du heute sehr brav warst. Mich interessiert vielmehr, wie dein Tag war? Hattest du Spaß?

Ich hoffe, Dir hat mein Artikel gefallen! Besonders ans Herz legen möchte ich Dir meine Artikel zu den Themen Wut und Aggression, Konflikte und Schulprobleme.

Wenn Du Unterstützung bei Erziehungsproblemen suchst, schau Dir mein Angebot an. Egal ob Trotzphase, Pubertät, Schulprobleme, … ich biete Live-Coaching, eMail-Coaching und eMail-Kurse als Hilfestellung an. Die eMail-Kurse zu den Themen „Trotzphase“ und „Hilfe- mein Kind will nicht hören“ sind besonders beliebt.

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Deine Heike

Heike Podek | Erziehungswissenschaftlerin, Coach und Gründerin von beziehungsorientiert.at

Ich glaube, dass Erziehung ohne den Einsatz von Angst und Macht funktionieren kann. Ich will ich einen beziehungsorientierten Umgang mit meiner Familie leben, in der sowohl die Bedürfnisse unserer Kinder, als auch unsere elterlichen Bedürfnisse Platz und Raum haben.

Heike Podek | Erziehungswissenschaflerin, Coach und Gründerin von beziehungsorientiert.at

Ich glaube, dass Erziehung ohne den Einsatz von Angst und Macht funktionieren kann. Ich will ich einen beziehungsorientierten Umgang mit meiner Familie leben, in der sowohl die Bedürfnisse unserer Kinder, als auch unsere elterlichen Bedürfnisse Platz und Raum haben.