Magª Heike Podek in der All4family 04/2016 zum Thema: „Warum Kinder kein Grün mögen und trotzem zu gesunden Essern werden.“

„Unruhig rutscht die 3 jährige Marie auf ihrem Sessel hin und her. Das Mittagessen, das ihre Mama liebevoll für sie gekocht hat, ist beinahe unberührt. Versuche ihrer Mama, sie dazu zu überreden doch wenigstens mal zu kosten, blieben erfolglos. Auch Drängen hilft gar nichts. Marie weigert sich strikt und beendet das Essen.“

„Am Nachmittag kommt eine Freundin der Mutter und bringt Kuchen mit. Jetzt sieht die Situation ganz anders aus. Marie schaufelt vergnügt gleich zwei Stücke Kuchen in sich hinein und lässt sich nur unter Tränen davon abhalten auch noch ein Drittes zu essen.“

Diese oder ähnliche Szenen sind vielen Eltern bekannt und alle sind sich einig: kleine Kinder essen komplett unvernünftig. Sie bevorzugen ungesunde Lebensmittel, wie Schokoriegel, Pommes, Pizza u.ä. und machen um gesunde Nahrung, wie Obst und Gemüse einen großen Bogen.

Warum das so ist und wie du dein Kind unterstützen kannst, trotzdem zu einem gesunden Esser zu werden, das erfährst du in diesem Artikel.

Wir Eltern haben oft Ängste, wenn sich unsere Kinder anders ernähren als wir uns das vorstellen. Wir haben Sorgen dass Sie nicht genug essen, dass sie nur „Blödsinn“ essen, dass sie aufgrund von dem was sie essen Mangelerscheinungen bekommen, sich nicht gut konzentrieren können, zu dünn oder zu dick und letztendlich krank werden.

Deshalb führen wir Machtkämpfe beim Essen mit unseren Kindern sowie endlose Diskussionen darüber, wie viele Erbsen gegessen werden müssen, damit es endlich den lang ersehnten Nachtisch gibt. Wir streiten darüber, wann und wie viel genascht werden soll und welches Gemüse wann und in welchem Ausmaß gegessen werden muss.

Aber ist das eigentlich nötig? Warum mögen Kinder so ungern Gemüse oder andere gesunde Nahrungsmittel?

Fast alle Babys probieren die von ihren Eltern angebotenen Lebensmittel von Beginn an problemlos und neugierig aus. Mit steigendem Alter, verändert sich dieses Verhalten zunehmend und erreicht ungefähr mit ca. 3 Jahren seinen Höhepunkt (auch weil in diesem Alter das Ekelgefühl einsetzt). Kinder sind in diesem Alter äußerst skeptisch gegenüber neuen Nahrungsmitteln und lehnen geschmacklich komplexe oder eventuell bittere Lebensmittel oft komplett ab.

Evolutionsbiologisch hat dieses kindliche Verhalten einen guten Grund, denn solange das Baby noch ausnahmslos durch die Mutter versorgt wird, ist das Kind sicher.

Sobald es aber beginnt die Welt auf eigenen Beinen zu erforschen und sich auch durch sein Autonomiebestreben von den Eltern entfernt, unterliegt das Essen nicht mehr der Kontrolle der Eltern. Dadurch dass das Kind also alles was unbekannt ist meidet, sorgt es im Grunde dafür, dass es nichts „Verdorbenes“ isst und sichert damit sein Überleben. Gerade grüne Lebensmittel wie z.B. Spinat oder auch unterschiedliche Kohlsorten, die sowohl bitter als auch grün sind, werden bedingt durch unseren Geschmacksinn eher als unreif oder sogar giftig eingestuft. Alles was süß schmeckt wird hingegen als reif und kohlenhydratreich bewertet und somit bevorzugt.

Erst wenn die kindlichen Organe reifer sind und die Nahrungsauswahl durch soziales Lernen abgesichert ist, kann sich der Geschmackshorizont wieder erweitern. Dies ist meist zwischen 8 und 12 Jahren der Fall und Kinder beginnen in diesem Alter auch vorher undenkbare Lebensmittel wie z.B. Pilze, stärkere Käsesorten und auch Gemüse, v.a. Kohlsorten zu kosten und damit zu experimentieren.

Natürlich sind diese Schutzprogramme heute, wo in den Regalen der Supermärkte und auch zu Hause im Kühlschrank eher keine tödlichen Lebensmittel lauern überflüssig geworden, aber der Körper unsere Kinder folgt nun einmal dem im „Urwald“ entwickelten Erfolgsprogramm, auf dass er sich verlassen konnte.

Was kann ich aber nun als Elternteil machen, um mein Kind dennoch dabei zu unterstützen ein gesunder Esser zu werden?

Tipp 1: Sei entspannt

Bleib ruhig,  wenn dein Kind plötzlich beginnt, Nahrungsmittel, die es immer gegessen hat, abzulehnen oder sich bestimmte Sachen aus dem Essen rauspickt – das ist völlig normal und kein Grund zur Sorge. Du musst nun auch nicht beginnen, für dein Kind zusätzlich etwas anderes zu kochen, als für euch als Familie. Je entspannter du damit umgehst, umso leichter ist die Situation für euch alle. Lässt du dich hingegen auf einen Machtkampf mit deinem Kind ein und/oder drängst es dazu, etwas zu probieren, wirst du diesen in der Regel verlieren. Dein Kind wird dir hier sehr deutlich machen, dass es sich von dir nicht wertgeschätzt fühlt und entweder mit Aggression reagieren und/oder seinen Mund einfach nicht mehr öffnen. Dieses Spiel verlieren wir Eltern allzu oft, weil wir uns doch irgendwann Sorgen darüber machen, dass unser Kind nichts mehr isst.

Tipp 2: Lebensmittel wiederholt anbieten

Experimente haben gezeigt, dass kleine Kinder, die ein Nahrungsmittel zunächst ablehnen, dieses doch annehmen, wenn man es ihnen an aufeinanderfolgenden Tagen noch etwa zehn weitere Male angeboten wird. Kinder essen also bestimmte Nahrungsmittel nicht, weil sie ihnen nicht schmecken, sondern sie schmecken Ihnen, weil sie immer wieder davon essen. Dies tun sie in der Regel, indem sie vorsichtig, d.h. anfangs nur kleine Bissen kosten. Nettes Herrichten der Nahrung kann dabei durchaus den Spaßfaktor beim Essen erhöhen, muss aber in keinster Weise übertrieben werden.

Tipp 3: Vorbild

Sei deinem Kind beim Essen ein liebevolles Vorbild. Studien haben gezeigt, dass Kinder doppelt so häufig ein neues Nahrungsmittel kosten, wenn ein freundlicher Erwachsener am Tisch zuerst davon nimmt.

Tipp 4: Mitentscheidung beim Einkauf

Frisch Gekochtes sollte allen Fertigprodukten vorgezogen werden (auch weil hier oft Geschmacksverstärker verwendet werden, die die kindliche Geschmacksentwicklung negativ beeinträchtigen können). Nimm dein Kind mit zum Einkaufen und sucht gemeinsam das Obst und Gemüse aus, welches mit nach Hause kommen darf. Die anschließende gemeinsame Zubereitung und das Kosten während des Kochens oder Herrichtens macht Kindern Spaß und ermöglicht einen unkomplizierteren Zugang zum Essen.

Tipp 5: Hunger

Hungrige Kinder sind mutiger und dehnen damit ihren Geschmackshorizont aus. Sorge also dafür, dass dein Kind nicht halb satt zum Tisch kommt. Das machst du am besten, in dem du ca. 1 Stunde vorm Essen nur noch kalorienarme Getränke – am besten Wasser – anbietest, denn gerade die sättigende Wirkung von gesüßten Getränken, wie Tee oder Saft wird oft deutlich unterschätzt. Wenn dein Kind unbedingt noch etwas essen will, so stelle ihm als Zwischenmahlzeit Obst und Gemüseschnitze zur Verfügung, da diese den Appetit deines Kindes nicht dämpfen.

Als Trost für alle besorgten Eltern gilt es noch zu erwähnen, dass die meisten wählerischen Kinder nicht weniger gesund sind, als andere Kinder und auch nicht langsamer wachsen.

Solltest du dennoch unsicher sein, weil dein Kind sich trotz allem nur sehr eingeschränkt ernährt und/ oder an starkem Untergewicht oder Übergewicht leidet, dann scheu dich nicht davor, dir Unterstützung zu suchen. Manchmal reicht schon ein email, ein Telefonat oder ein paar Coaching Sitzungen aus, um Sorgen zu nehmen oder wieder handlungsfähig zu werden.

Ich hoffe, Dir hat mein Artikel gefallen! Besonders ans Herz legen möchte ich Dir meine Artikel zu den Themen Wut und Aggression, Konflikte und Schulprobleme.

Wenn Du Unterstützung bei Erziehungsproblemen suchst, schau Dir mein Angebot an. Egal ob Trotzphase, Pubertät, Schulprobleme, … ich biete Live-Coaching, eMail-Coaching und eMail-Kurse als Hilfestellung an. Die eMail-Kurse zu den Themen „Trotzphase“ und „Hilfe- mein Kind will nicht hören“ sind besonders beliebt.

Du kannst mir natürlich auch direkt schreiben und ich freue mich auch über Feedback zu meinem Artikel!

Deine Heike


Heike Podek | Erziehungswissenschaftlerin, Coach und Gründerin von beziehungsorientiert.at

Ich glaube, dass Erziehung ohne den Einsatz von Angst und Macht funktionieren kann. Ich will ich einen beziehungsorientierten Umgang mit meiner Familie leben, in der sowohl die Bedürfnisse unserer Kinder, als auch unsere elterlichen Bedürfnisse Platz und Raum haben.

Heike Podek | Erziehungswissenschaflerin, Coach und Gründerin von beziehungsorientiert.at

Ich glaube, dass Erziehung ohne den Einsatz von Angst und Macht funktionieren kann. Ich will ich einen beziehungsorientierten Umgang mit meiner Familie leben, in der sowohl die Bedürfnisse unserer Kinder, als auch unsere elterlichen Bedürfnisse Platz und Raum haben.